Clara genoß sichtlich die verbleibende Zeit als Einzelkind. Vor allem zu Ostern tobte sie ausgiebig mit ihrem Papa. Auf ihrem Kalender konnte sie sehen, daß es bis zu Babys vermeintlicher Ankunft nur noch eine Woche Zeit war. In dieser Woche wurde Clara sehr anhänglich und betonte immer wieder, daß sie sich nicht um Baby kümmern möchte. Vorher hatte sie betont, daß sie Baby ja schon zudecken, ihm den Schnuller in den Mund stecken, ihm vorlesen oder etwas vorsingen könne. Erst als Oma Moni zu Besuch kam und mit ihr spielte, wurde Clara etwas abgelenkt.

    

    

Wir lasen, daß sich der Haribo-Truck im Hamelner Marktkauf angekündigt hatte. Bereits im letzten Jahr hatte Clara viel Spaß daran, mit Karussell und Eisenbahn zu fahren und natürlich mit dem großen Goldbären zu knuddeln. Nach anfänglichen Schwierigkeiten - wir fuhren erst zum falschen Supermarkt - kamen wir etwas verspätet an. Clara setzte sich wieder in die Eisenbahn und auf das Karussell, malte Goldbärenvorlagen aus und aß jede Menge Gummibärchen. Doch vom Goldbär war keine Spur zu sehen. Auf meine Nachfrage antwortete man mir, der Goldbär hatte noch andere Termine und sei schon weitergefahren. Da war Clara ganz traurig. Sie schwärmte ja schon die ganze Zeit davon, daß sie den Goldbär streicheln und ihn auf seine Nase stupsen wollte. Da tröstete es etwas, daß sich der Papa die Zeit nahm, seine Arbeit unterbrach und uns dort besuchte.

Zwei Tage später war es endlich so weit. Ihre Schwester Tessa wurde am 26. April 2006 um 6.³² Uhr geboren. Bei der Geburt wog sie 3.450 Gramm und war 53 Zentimeter groß. Zu unserem Erstaunen hatte sie schon viele dunkelbraune Haare und braune Augen.

Zunächst wollte Clara nichts von ihrer Schwester wissen. Bei ihrem ersten Besuch in der Klinik wollte sie gar nicht in das Zimmer kommen. Mit der Begründung: „Da drin riecht es nach Baby.“, schnappte sie sich den Papa und ging mit ihm in die Spielecke. Doch bereits einen Tag später fuhr sie Baby-Tessa in ihrem Kinderbett spazieren. Als die beiden Mädchen so nah bei einander waren, wurde mir erstmals bewußt, wie groß doch die Clara schon ist. Im Vergleich zu ihr wirkt Tessa geradezu winzig.

     

Auch Clara gewöhnte sich langsam an ihre neue Situation als große Schwester. Bei ihren ersten Annäherungsversuchen streichelte sie die Kleine über den Kopf und stellte fest, wie zart und weich Tessas Haare sind. Als Clara auf meine Bitte den Schnuller vorsichtig aus Tessas Mund ziehen wollte, merkte sie, daß dies gar nicht so einfach war. Bei vorsichtigem Ziehen zuckte dieser sich kein bißchen. Clara versuchte es erneut, diesmal nicht ganz so zögerlich und siehe da - der Tröster flutschte heraus. Die Große probierte noch ein, zwei Mal, ob dies immer so funktioniert. Dann dankte ich ihr und lobte sie. Mittlerweile steckt sie den Tröster schon alleine in Tessas Mund (wenn sie Lust dazu hat).

     

Die erste Zeit war es für Clara schwer zu verstehen, daß sie sich in Tessas Stillzeit alleine beschäftigen muß. Ein paar Mal las ich ihr vor, das wurde ihr aber schnell zu langweilig. Tessa hatte der Clara ein Geschenk „mitgebracht“, eine Sammlung mit Petzi-Videos. Diese schaut sich Clara nun mit großer Begeisterung an. Clara malt auch gern. Ihr Lieblingsmotiv zu Zeit ist „Mondgesichter im Sonnenschein“.

Es gab auch schon Tage, an denen Tessa besonders viele Streicheleinheiten brauchte und die ganze Zeit auf meinem Arm war. Da freut sich Clara darauf, daß der Papa sich abends um Tessa kümmert und die Mama Zeit hat, die große Tochter ins Bett zu bringen, vorzulesen, sie zu streicheln und noch etwas mit ihr zu erzählen.

Inzwischen bringt Clara sehr viel Verständnis auf. Manchmal muß sie etwas warten, bis Mama sich um sie kümmern kann, manchmal wird die Kleine vertröstet, bis Clara ihr Mittagessen aufgegessen hat. Als sich Tessa neulich beim Frühstück bemerkbar machte, sagte Clara: „Mama laß das Brot fallen und spurte zu Tessa, die mosert wieder!“.

      

Tessa macht sich prima. Das Stillen klappt auch wunderbar. Sogar meine Hebamme stellte fest, daß sie es bewundernswert findet, wie gut sich bei uns alles eingespielt hat.

Beide Töchter sind um einen Zentimeter gewachsen. Clara ist 93 Zentimeter, Tessa 54 Zentimeter groß. Beim Gewicht hatte Tessa die größere Steigerungsrate - sie bringt nun 4.050 Gramm auf die Waage, Clara 12,5 Kilogramm.

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